St. Petersfahrt

St. Petersfahrt 2024

St. Petersfahrt 2024

Zürich, 29. Januar 2024. Ab 18.30 Uhr führte unser Zunftmeister Lucius Blattner zusammen mit unserem Pfleger Markus Enggist konzis und Traktanden-treu durch die Zunftversammlung. Pünktlich um 19.30 Uhr startete sodann die Widder-Zunft ihre traditionelle St. Petersfahrt mit dem Umzug, der uns von der Münzgasse über die Bahnhofstrasse und den Rennweg zur St. Petershofstatt führte.

Bei diesem Umzug, der von unserem hervorragenden Zunftspiel musikalisch begleitet wurde, kommen uns Widder-Zünfter immer «so es bitzli» Sechseläuten-Feelings hoch – «zum Glück gaat’s nur no zwölf Wuche bis zum Sächsilüüte!». Und auch die vielen Zaungäste scheinen sich beim Anblick unserer strammen Zunft fast schon vorfreudig zu fragen «isch dänn jetzt scho Früehlig?».

Mitnichten! Zwar hatten wir dieses Jahr frische und trockene Verhältnisse, aber es gab in der Vergangenheit immer wieder St. Petersfahrten, bei welchen Schneegestöber herrschte!

Auf der St. Peterhofstatt erwarteten uns nicht nur viele Partnerinnen und Kinder unserer Zünfter, sondern vor allem auch die Hauptperson, nämlich die Pfarrerin vom St. Peter, Frau Cornelia Camichel. Also eigentlich erwartete sie vor allem unseren Zunftmeister, um mit ihm seine – wie immer – klare und eindeutige Frage zu erörtern.

Zuerst nahm Lucius der Cornelia ihr Handy weg, weil dieses offenbar an der letzten zoiftigen Adventsfeier mitten in der Predigt geläutet hat. Es sei Petrus dran gewesen, meinte Cornelia, aber Lucius war überzeugt, dass es der Pizzakurier war und nach der Adresse fragte.

Über historische Ausführungen zur Herkunft und Tradition der St. Petersfahrt sowie der hervorragenden Integration von der Bündnerin Camichel im grossen Zürich kam Lucius sodann zu seiner Hauptfrage: «Hät Integration öppis mit Nächschteliebi ztue?»

Cornelia antwortete vorerst nicht direkt (warum sollte sie auch? Anm. Protokollführer). Obschon sie sich im St. Peter super-gut eingelebt habe und im letzten Jahr sogar stark ins Zunftleben eingebunden worden sei, stellte sie fest, dass die Bündnerin in ihr – und insbesondere «d’Bündner Schnorre» – nach wie vor präsent sei. «Das ist aber nicht weiter schlimm», meinte Pfarrerin Camichel, weil die Individualität trotz Integration immer erhalten bleiben müsse. Und zur Frage vom Zunftmeister: Ja, Nächstenliebe, richtig gelebt, führe immer zu Integration. Und durch Nächstenliebe wandelt sich letztlich der Fremde zum Freund.

Nach der Verdankung durch unseren ZM übergab die Widder-Zunft – traditionell – der Pfarrerin vom St. Peter den von unserem Zunftfreund Martin Niedermann gespendeten Schinken, diesmal in Form eines veritablen Metzger-Gutscheins und unsere Zunft erhielten im Gegenzug – ebenfalls traditionell – Hundert und Ein feine Fasnachts-Chüechli – en Guete!

 

Collage Adrian Bangerter © Zunft zum Widder

St. Petersfahrt 2024

Zurück in der warmen Zunfstube kamen unsere Zünfter mit ihren Familien und Freunden zusammen und freuten sich auf’s Essen! Dieses Jahr spendierte unser Metzger-Zünfter Ronny Hornecker die Bockwürstli – leider konnte er krankheitshalber nicht dabei sein. «Gueti Besserig und ganz herzliche Dank, liebe Ronny», meinte unser Zunftmeister Lucius.

Das Bier wurde von der Zunft zur St. Cordula, Baden spendiert! Wie kommt das? «Ganz einfach», führte der Zunftmeyster zur St. Cordula, Stephan Hinz, aus: «Erstens sind wir bei der St. Petersfahrt vom Widder immer dabei – auch wenn wir nicht eingeladen sind. Zweitens sind wir heute mit der ganzen Zunft zur St. Cordula da und haben darum schon das letzte Jahr versprochen, dass wir das Bier spendieren. Drittens spenden wir dem Widder nicht Zürcher Bier, sondern bringen unser eigenes mit – das einmalige ‘Müller Bräu’ aus Baden. Und Viertens haben wir – über die Ehefrau Antoinete vom Zunftmeister Gerwe & Schuhmacher, Felix Huber, welche über Umwege mit der Bier-Dynastie in Baden verbandelt ist – in verdankenswerter Weise sogar einen Spezialpreis erhalten!», führte Stephan in seinen – wie immer – kurzen und knappen Worten aus …  Herzlichen Dank von der ganzen Widder-Zunft, liebe Cordulianer!

Dazwischen hat unsere Zunftmusik und der Leitung Tobi Zwyer wunderschöne und tolle Musikstücke gespielt – es war eine riesige Freude! «Mir bim Widder händ eifach die beschti Musig», danke unser Zunftmeister Lucius an die Adresse von Tobi und allen Musikerinnen und Musikern.

Sodann stellte Lucius unsere Ehrengäste vor:

  • Cornelia Camichel, Pfarrerin vom St. Peter
  • Stefan Thurnherr, Präsident der Kirchenkommission und Zunftmeister in Wollishofen
  • Philippe Blangey, Zunftmeister bei den Zimmerleuten

Und dann der Reigen der anwesenden, stattlichen Zunftmeister mit ihren Partnerinnen sowie Vertreter weiterer Zünfte oder Zunftorganisationen:

  • Zunft zur Meisen: Konstantin von Schulthess mit Patricia
  • Zunft zum Weggen: Christian Städeli
  • Vereinigte Zünfte zur Gerwe und zur Schumachern: Felix Huber mit Antoinette
  • Zunft zur Schneidern: Christian Schindler
  • Zunft Fluntern: Urs Beerli mit Corinne
  • Zunft zu Wiedikon: Felix Blumer
  • Zunft Hard: Marc Hunziker mit seinem Zeugwart Felix Helbling
  • Zunft St. Niklaus: Stephan Klarer
  • Zunft Witikon: Beat Ehrensberger mit Stephi
  • Zunft Wollishofen: Alt-Zunftmeister Hansruedi Strasser
  • Zunft zum Widder: Barbara Horak, Partnerin von ZM Lucius Blattner
  • ZZZ: Präsident Felix Boller mit Regula
  • Zunftgesellschaft zu Metzgern, Bern: Obmann Rolf Grädel
  • Zunft zur St. Cordula: Zunftmeyster Stephan Hinz
  • Landzunft Regan: gewählter und kommender Zunftmeister Matthias Knuser v/o Zirkel

Sodann stellte Lucius seinen Ehrengast Philippe Blangey vor: «Er ist jung, gutaussehend, eloquent, mit dem Charme eines Franzosen und erst noch Zunftmeister», meinte unser Zunftmeister – und nein, er sprach nicht von sich (was man aber im ersten Moment hätte meinen können; Anm. Protokollführer). Lucius und Philippe wurden gleichzeitig ZM, was aber auch grad schon das Einzige sei, was sie beide verbinde.

«Über Philippe etwas Positives zu sagen, ist sehr einfach: Denn da gibt es ja nicht viel Auswahl», so Lucius. «Bei den Zimmerleuten ist Philippe ein Küfer, also jemand, der Fässer macht. Das ist erstaunlich, ist er doch handwerklich eine komplette Niete und kann nicht mal einen Nagel in einen Schneemann schlagen! Wir sind gespannt, was uns der Kommunikationsberater Blangey als Küfer in seiner Ansprache für ein Fass aufmacht!», so Lucius.

Philippe startete seine Ausführungen mit der Frage, was denn ein Kommunikationsberater wohl so den ganzen Tag mache. «Ich kann es Euch verraten: Er hat score skills, welche er über Jahrzehnte developped hat, ohne legacy, oftmals in all-night-meetings, twentyfour-seven, voll dabei, inhaltlich lieber an der Oberfläche, kein deep dive, nur insights, nie over-engineered, und KPI’s sind basic, überhöhte Rechnungen nice to give und am Schluss kommt der Spuk doch noch aus und du hast eine huge awareness und dafür ist die credibility am Ar…!», erklärte uns der ZM der Zimmerleuten.

Er sei Zunftmeister bei den Zimmerleuten aus dem gleichen Grund geworden, wie Lucius auf dem Widder: Bei beiden Zünften herrsche eben Fachkräftemangel, so Philippe. Er schenkte sodann unserem ZM ein waschechtes «Zouftmeischterwürschtli» von der Metzgerei Giger aus dem Entlebuch. Unser Alt-Zunftmeister Georg Steiger schaute ganz wehmütig, was Philippe sofort merkte und ihn aufmunterte «nöd niidisch sii, liebe Georg, ich han für Dich au eis und sogar es Alt-Zouftmeischterwürschtli – es isch s’gliiche drinn, wie bim Lucius, nur s’Haltbarkeitsdatum isch scho abgloffe …  aber das kännsch ja scho!»

Zum Schluss schenkte Philippe unserem Zunftmeister noch die traditionellen Tirggel, damit er schnell die 12 fehlenden Kilos noch abnehmen könne. Er bedankte sich für die tolle und schöne Einladung zum Widder. Und zum Thema Integration und Nächstenliebe zitierte Philippe in Anlehnung und leichter Abwandlung aus der Lutherbibel, 2. Timotheus 1,7 (Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit): «Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der zoiftigen Kraft und des Miteinanders!», schloss Philippe seine Ausführungen.

Nun startete Lucius mit der Vorstellung von Stefan Thurnherr, der sage-und-schreibe das 12. Mal als KKK auf dem Widder sei. Nein, KKK habe nichts mit dem Ku-Klux-Klan zu tun, meinte unser ZM, sondern das heisse Kirchenkreiskommissionspräsident! Als solches ist Stefan der oberste Chef vom St. Peter und verschenke überall, wo er eingeladen sei, die CD mit dem Kirchengeläut – ideal für die Pflege eines jeden Tinnitus! «Stefan ist aber heute quasi in einer Doppelrolle hier: also auch als Zunftmeister, wozu ich ihm herzlich gratuliere und ihm eine strahlende Zukunft wünsche.» Und damit es so richtig strahlt, schenkte Lucius dem neuen Wollishofer-ZM eine Dose Meersalz aus dem japanischen Fukushima …

Stefan startete seine 12. St. Peters-Rede mit folgenden Hinweisen: «Ich danke dem Zunftmeister zur netten Einladung zur St. Petersfahrt, was für mich aber eigentlich selbstverständlich ist, weil

  • ich hier für das gehobene Niveau zuständig bin,
  • ein sehr grosses Allgemeinwissen habe,
  • ein eloquenter Redner bin,
  • allgemein in der Zunft zum Widder sehr beliebt bin
  • und vor allem geschätzt werde für mein äusserst bescheidenes Auftreten!»,

meinte der KKK-Präsident und Wollishofer-ZM in seiner so vorgetragenen Deutlichkeit (was aber bei der Mehrheit der Anwesenden sichtbar ungläubiges Stirnrunzeln verursachte; Anm. des Protokollführers).

Weil Stefan in den vergangenen 11 Reden infolge seiner 3 Fokus-Themen immer mehr Zeit benutzt habe, als es den St. Petersfahrern lieb gewesen wäre, hat er sich dieses Mal auf ein Fokus-Thema beschränkt. Allerdings fiel ihm die Suche nach einem geeigneten Thema nicht leicht und er hat darum bei seiner Vorbereitung insgesamt 5 Themen verworfen, die da waren

  • Der Seelenzustand eines Jungzunftmeisters (sic! Lucius) zwischen Selbstüberschätzung und Verzweiflung
  • Fleischliche Betrachtungen: Über Lust und Erotik in der Fleischverarbeitungs-industrie
  • Der Scharfrichter in der digitalen Kommunikationswelt unter besonderer Beachtung der Blockchaintechnologie im Zeitalter der künstlichen Intelligenz mit Chat GPT 4.0
  • Weshalb hat eine Sau nur zwei Schinken? («… das ist eine Frage, die ich mir übrigens schon lange stelle, denn schliesslich hat eine Sau ja vier Beine», meinte Stefan)
  • Insignien der Macht in der Metzgerzunft

Schliesslich hat sich Stefan für ein peppigeres Thema entschieden, nämlich die ‘3 H’: Horn, Hoden und ein Halleluja!

  • Der KKK-Präsident stellte fest, dass Lucius beim Widder keine richtigen Insignien der Macht habe und schenkte ihm darum ein Originalgehörn des gemeinen Züriberg Widders (welches Stefan gestern beim Aufräumen gefunden und sich gedacht habe, dass er es heute beim Widder-ZM elegant entsorgen könne).
  • Weil Lucius zum An-/Abläuten auf dem Widder immer wieder die kalte und künstliche ‘Blech-Hoden-Glocke’ benutzen müsse, schenkte Stefan ihm nun einen echten (!) Känguruhoden aus Australien, in Form eines praktischen Flaschenöffners; «es söll Dir Glück bringen wie-n-e Hasepfoote», meinte Stefan.
  • Nun verwies der Wollishofer-ZM noch auf’s Halleluja, welches ja auf der Totenglocke des St. Peters zu finden sei, weil diese die Inschrift ‘Ehre sei Gott in den Höhen’ trage – also ein Lob auf Gott – und damit ein Halleluja!

«Diese Glocke vom St. Peter werden wir auf unserer Turmbesteigung sehen, die ich jetzt mit Dir ja machen kann, weil Du den letztjährig von mir an Dich geschenkten Bastelbogen vom St. Peter so gut zusammengeschustert hast, lieber Lucius!», schloss Stefan seine Rede gebührend ab (in unglaublich kurzer Zeit; Anm. Protokollführer).

Unser Zunftmeister verdankte alle Reden mit wunderschönen Widder-Geschenken und dankte ebenfalls allen Mitvorstehern sowie dem Hotel Widder-Team für das tolle Gelingen des Abends.

Lucius wünschte allen eine gute Zeit und er freue sich schon jetzt auf die kommende Metzgete im März!

Marco Baur, Protokollführer der Zunft zum Widder

 

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