Metzgete

Metzgete 2022

Metzgete 2022

Zürich, Zunft zum Widder, 4. März 2022, Ab 19:00 Uhr galt es ernst: Nachdem wegen Corona die St. Petersfahrt ja leider abgesagt werden musste, der Bundesrat und das BAG (sowie der Virus) im Februar dann aber die Massnahmen massiv lockerten, konnten wir ohne Einschränkungen unseren schönen Widder-Anlass im Zunftsaal mit dem Apéro starten. Sofort sind die vielen Kunstobjekte von «Le Boucher Corpaato» aufgefallen, wie auch die speziellen Tischsets mit dem vom Künstler Hand-kolorierten Metzgete-Menue:

  • Carpaccio vom Schwartenmagen, Uetlispeck und Fleischkäsesülze
  • Züngli mit Chinakohl & Vinaigrette, Gnagi, Rüebli- und Bohnensalat
  • Blut- und Leberwurst, Wiedikerli (die eigentlich Toskanerli waren, weil ja von Ronny …)
  • Koteletts, geschmorte Bäggli, Sauerkraut und mediterrane (?) Bratkartoffeln
  • Eiskaffee à la Widder mit Rahm und Meringue (es waren fantastische Meringue-Stäbli!)
  • Bier, Wein (Zunftwein oder Hess) sowie Mineral mit und ohne

Auftakt machte sodann unser Zunftspiel, obschon wir ja eigentlich an der Metzgeten keine Musik haben. Dieser Auftritt war jedoch das Geschenk unserer am letzten Martinimahl neu aufgenommenen Zünfter, Florian Schmid, Thomas Bühler, Simon Rahn und Lorenz Schmid. Die Musik war super-toll und es kam bereits «Sechseläuten-Feeling auf». Ja, das war natürlich während dem Apéro in aller Munde: «Wir können in rund zwei Monaten das Sechseläuten mit allem Drum und Dran durchführen – Freude herrschte!»

In diesem Sinne begrüsste unser Zunftmeister Georg Steiger alle Anwesenden sowie unseren Ehrengast, den Künstler «Le Boucher Corpaato» ganz herzlich und verdankte den vier neuen Zünfter ihr tolles Musik-Geschenk. Ebenso verdankte Georg die wunderbar von Carpaato handkolorierten Tischsets. Jedes davon ist ein Unikat und Jeder dürfe sein persönliches Set mit nach Hause nehmen. «Mit Fettflecken sieht es noch echter aus!», sagte Georg mit Augenzwinkern.

«Es hat sich mir natürlich die Frage gestellt, wie und in welcher Form man aufgrund von den jüngsten Ereignissen in der Ukraine feiern kann und soll», so unser Zunftmeister.

 

Collage Matthias Hauser © Zunft zum Widder

Metzgete 2022

Georg unterstrich dabei, dass wir sicherlich Alle gleicher Meinung sind und diesen unnötigen Angriffskrieg massiv verurteilen. Auch wenn aufgrund der aktuellen Entwicklungen sich diese Situation wohl nicht über Nacht verbessern werde, so hoffen wir doch alle, dass diese Krise und das damit verbundene Leid für die Bevölkerung sowie die Risiken für Europa schnell überwunden werden können.

Aber, so sagte unser Zunftmeister, das Leben gehe eben immer auch weiter und darum sei es auch wichtig, dass wir uns ablenken und freuen können, weil auch das zu Leben gehöre. «Darum freuen wir uns jetzt auf eine tolle Schlachtplatte und einen schönen Abend», sagte Georg. Gleichzeitig verdankte er bei unserem Mitzünfter Marco Baur die Spende der heutigen Metzgete. Marco führte aus, dass er diese Einladung anlässlich seinem 60. Geburtstag mache, welcher aber schon letztes Jahr war und wegen Corona konnte der Zunftanlass ja nicht durchgeführt werden. Umso mehr sei es toll, dass wir uns heute in so grosser Zahl hier eingefunden haben um gemeinsam zu feiern, was ja auch mit 61 noch Freude mache!

Vor dem ersten Gang machte unser Zunftmeister seinen traditionellen Presserückblick mit Meldungen zum Thema Fleisch:

  • Eine Start-up-Firma namens 'Meat' werde in Zukunft Steaks auf dem 3D-Drucker herstellen – vollkommen umweltfreundlich. «Eine Freude ist das doch», meinte Georg, «wenn beim Nachtessen mit Kerzenlicht hinten der Drucker laufe und das Steak herstelle – «so richtig romantisch!».
  • Weiter ist unser Zunftmeister im Wikipedia der Frage nachgegangen, wie es eigentlich um den Konsum nach Menschenfleisch stehe. Herausgefunden hat er, dass sich fast 80'000 Menschen auf dieser Welt immer wieder gerne mal mit einem Happen Menschenfleisch vergnügen.
  • Am meisten freute unseren schwarzkatholischen Zunftmeister die vatikanische Nachricht aus Rom, wonach Papst Franziskus – als Kind – eigentlich Metzger werden wollte. Dies vor allem wegen dem Geld und der Tatsache, dass ein Metzger mit grossen Messern hantieren und damit ein rechtes Stück Fleisch abschneiden könne. Georg meinte, dass dies sehr gut zur katholischen Kirche passe, weil diese ja über die Jahrhunderte mit insbesondere dem lukrativen Ablasshandel sich von den ahnungslosen Gläubigen immer ein grosses Stück abgeschnitten habe.

Nach dem 1. Gang stellte unser Zunftmeister den Ehrengast «Le Boucher Corpaato» oder ‘Corpi’ vor. Ursprünglich Metzger im schönen Städtchen Fribourg (übrigens war er 1973 mit 23 Jahren der jüngste Metzgermeister der Schweiz) entwickelte sich Corpaato zum Restaurateur – und schliesslich zum Künstler. Er ist der Designer unserer Menukarten, dem Einband unseres Jahresberichtsheft sowie vom Widder-Foulard unserer Damen. «Corpaato ist nicht das erste Mal auf dem Widder», so Georg. Angefangen habe es mit dem Sechseläuten 1998 bei Bernhard Rahn und dann 10 Jahre später beim Anlass mit Damen mit Matthias Kutter. Dort wurde auch das neue Foulard präsentiert. Boucher Corpaato trage heute immer noch das gleiche Metzgerjäckli wie vor 20 Jahren – zum Glück habe er es schon damals gross genug gekauft, denn so konnte er über die Jahre richtig reinwachsen!

Und was hat Corpaato nicht alles gemacht:

  • Die längste Blutwurst der Welt – Guiness-Rekord!
  • Er ist mit einem Saukopf durch Fribourg geritten;
  • Anfangs der 80er hat er seine eigenen Münzen geprägt – war also praktisch ein Vorreiter des Bitcoin, aber Niemand wisse, wofür er die Münzen eigentlich brauche;
  • In den 90er-Jahren war er Designer des ‘Chuchichäschtli’-Trams in Zürich;
  • Und heute unsere handbemalten Tischsets – alles Unikate!

Dem waschechten Fribourger mit eben solchem, unverkennbaren Dialekt übergab unser Zunftmeister nun das Wort. Corpaato dankte für die Einladung, wobei er sich doch gefragt habe, was diese Metzgete eigentlich solle: erstens sei seit 3 Tagen Fastenzeit und zweitens sei heute Freitag, wo im katholischen Fribourg kein Fleisch gegessen werde. Aber er sei trotzdem gekommen und gehe nächste Woche einfach beichten. «Beim Kolorieren der Tischsets habe ich zwar viel Arbeit gehabt und hoffe aber, dass es den Zünftern grosse Freude mache», so Corpaato.

Unser Ehrengast wies sodann darauf hin, dass am 4. März der Todestag bzw. Namenstag des heiligen Kasimir sei. Kasimir bedeute im Altslawischen ‘Friedensbringer’. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg ist Corpaato der Meinung «Vladimir {Putin} sollte Kasimir kennen!».

Im Weiteren möchte er noch drei Fribourgern danken: zuerst Alain Berset, dass wir keine Masken mehr tragen müssen und dann PTT-Levrat, dass mit der Abschaffung der A-Post weniger Briefe versandt werden, aber sich das Management dafür mehr Lohn gebe! Und schliesslich bedankte sich Corpaato bei seinem Sohn, der in Fribourg Polizist sei und ihn heute nach Zürich und wieder zurückfahre. Das sei eben sehr praktisch, vor allem auf dem Nachhauseweg, sollten sie beide in eine Polizeikontrolle kommen ….

Schliesslich hält «Le Boucher Corpaato» fest, dass es in Zürich leider immer weniger Metzgereien gäbe, aber dafür immer mehr Metzgerinnen. Das sei wirklich toll und vielleicht sehe er bei seinem nächsten Besuch im Widder einmal eine ‘Metzger-Widderin’?

Zum Abschluss übergab unser Ehrengast unserem Zunftmeister eine riesige ZM-Plaquette an einer langen Kette – natürlich von ihm bemalt – welche um den Hals gehängt das Wichtigste von Georg bedecke! Mit Hinweis, dass er heute auf allen ausgestellten Kunstwerken beim Kauf Metzger-Rabatt gebe, bedankte sich Boucher Corpaato beim Zunftmeister und der ganzen Zunft zum Widder. Unser Zunftmeister verdankte diese tolle Rede mit einem riesigen Widder-Korb, der Corpaato sichtlich freute.

Sodann genossen wir den hervorragenden Hauptgang und danach einen exquisiten Dessert – wie bereits gesagt: die Meringue-Stäbli waren spitze! Georg dankte nochmals allen, die zum Gelingen der Metzgete beigetragen haben, insbesondere den Mitzünftern aus der Vorsteherschaft. «Freuen wir uns – nach zwei langen Jahren – auf ein einmaliges und schönes Sechseläuten!»

Marco Baur, 1. Protokollführer der Zunft zum Widder

 

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