St. Petersfahrt

St. Petersfahrt 2002

St. Petersfahrt 2002

Zürich, 28. Januar 2002. Der Zug der gutgelaunten Widderzünfter formierte sich in der Augustinergasse um 20 Uhr nach einem ausgiebigen Platzkonzert der Harmonie Schlieren. An der Spitze war das Symbol für ihre Tapferkeit, nämlich der Isengrind. Es war gefolgt vom Zunftspiel und den Tambouren. Anschliessend wurden das Bärenfell, das Zunftbanner, der grosse Beinschinken und die Zunftlaterne aufgereiht. Und schliesslich marschierte der Zunftmeister mit seinen Ehrengästen vor dem veritablen Harst, der mit seinen Zunftlaternen ein eindrückliches Bild bot. Die Route führte über die Bahnhofstrasse den Rennweg hinauf, und von dort direkt zur Peterhofstatt.

Hier erwartete uns der Pfarrherr von St. Peter, Andreas Boller zusammen mit dem Kirchgemeindepräsidenten Max Flückiger und Kirchenratspräsident Ruedi Reich. Der Zunftmeister sprach über die Tradition und die Wandlung. Die Ereignisse des vergangenen Jahres haben die Veränderungen beschleunigt und hinterlassen Unsicherheit. Umso mehr ist die Suche nach bleibenden Werten gefragt. Pfarrer Boller nahm in seiner Replik das Thema auf. Die Menschen suchen Wertmassstäbe seit über tausend Jahren auf diesem Kirchhügel. Deshalb freut sich die Kirche über den zur Tradition gewordenen jährlichen Besuch der Zunft ebenso wie über den Schinken. Um dieses Geschenk zu erwidern, stehen die 101 Fastnachtschüechli bereit!

Collage von Marco Stocker © Zunft zum Widder

St. Petersfahrt 2002

Zurück im Zunftsaal, in dem neben den Zünftern auch ihre Gattinnen und Gäste Platz genommen hatten, wurden zuerst die Bockwürstchen aufgetragen. Nach Speis und Trank hielt der Zunftmeister Bernhard Rahn sein Plädoyer für das politische Engagement:

D'Sankt Petersfahrt isch wältberüehmt
will dozmal schnäll und unverblüemt
die Metzger iri Find händ gschlage.
Em Adel isch es gange bös an Chrage.
Vo do a händ's sich nüme grodt
die, wo de Brun nöd z'Züri wott.
Er goht jetzt zu den Eigenosse
und hät en Bund mit ine gschlosse.
So händ sich d'Zöuft au etabliert
und mit im zäme d'Stadt regiert.

Ganz bald wird z'Züri wieder gwählt.
Dänn wird d'Regierig chreftig gstrählt.
Ir alli müend de Zädel füre näh
und zöiftig eui Stimm abgäh.
...
Mir alli sind bi eus de Staat.
Mir säged au, wo s'duregaht.
Nu s'Bieli lömmir jetzt dihei.
Mir mached au kei grosses Gschrei.
Ganz friedlich tüemer eusi Stimm abgäh
und so au hüt uf Züri Iifluss näh!

 

Anschliessend sprach der Kirchenratspräsident über den Pazifizierungsprozess: die Beile schwingenden Metzger von damals essen heute zarte Bockwürstchen und noch fragilere Fastnachtschüechli. Gerne überreiche die Kirchgemeinde St. Peter letztere als Geschenk, müsse sie sich doch auf die Wünsche der letzten Kirchgänger einstellen. Dass sie mit der Zeit gehe, beweise auch die Tafel am Eingang der Kirche mit der Aufschrift:

"Bitte Handy abschalten - wenn Gott Sie unbedingt erreichen will, spricht er auch auf Ihre Combox."

Auch der Präsident der Kirchgemeinde und Herr Brühlmeier, Historiker und Verfasser der neuen Zunfthistorie, ergriffen das Wort und gaben so dem Abend Gehalt und Abwechslung. Die Gäste der Metzgerzunft Schaffhausen hatten das Falken-Bier "Eidgenoss" mitgebracht. So war der Abend durch geistige und kulinarische Höhepunkte, aber vor allem durch die Geselligkeit geprägt.

Bericht von Matthias Kutter, © Zunft zum Widder

 

 

 

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